Stadtarchiv Althofen

Stadtarchiv Althofen am Salzburger Platz

Ausgewählte Archivalien und kleine Beiträge

Der in Althofen in der Burgstraße gelegene Aussichtsturm, offiziell Hornturm genannt,1 ist ein Wahrzeichen der Althofener Altstadt und bietet mit seiner Aussichtsplattform einen wunderbaren Blick auf das moderne Althofen am Fuße des Thomasberges. Der Turm besitzt einen rechteckigen Grundriss von 4,7 x 5 Meter und misst an der Südwestseite bis zum Ansatz des modernen Zinnenkranzes gut sechs Meter.2

 


Der 1307 errichtete Hornturm mit modernem Zinnekranz von 1970 (2023). [Quelle: Stadtarchiv Althofen].

 

Die Namen des Turms

 

Der Name Hornturm wird erstmals 1525 urkundlich erwähnt, als der Markt verordnete, welche Bürger „auff dem Horn thurm vier hackhen pügsen“ bedienen sollten.3 Der Name bedeutet aus meiner Sicht Turm am Felsvorsprung und leitet sich aus der exponierten Lage des Turmes ab. Aus sprachwissenschaftlicher Sicht ist diese Deutung jedenfalls möglich, da Horn ja auch eine Felsspitze oder einen Landvorsprung bezeichnen kann,4 und da die Verwendung dieser Bedeutung bei topographischen Namen seit dem achten Jahrhundert belegt ist;5 also bereits weit vor der Entstehung des Turms, wie noch gezeigt wird. Für das Jahr 1886 ist die Bezeichnung Archivturm belegt,6 da der Turm spätestens seit Ende des 19. Jahrhunderts bis 1918 als Marktarchiv diente.7 Spätestens seit 1938 ist auch der Name Aussichtsturm gebräuchlich,8 was seinem heutigen Zweck entspricht.

 

Baugeschichte

 

Der Turm an sich entstand wohl als Teil jener Befestigung Althofens, deren Bau, wie Abt Johann von Viktring im Jahr 1341 festhielt, im Jahr 1307 begonnen wurde.9 Für das Jahr 1609 ist ein Dach für den Turm belegt, denn Aufwendungen für die Deckung desselben wurden in diesem Jahr in den Althofenern Kammeramtsrechnungen vermerkt.10 Ein Dach hatte der Turm noch spätestens um 1870, denn auf einer Fotographie, die um 1870 entstand,11 ist ein ebensolches zu erkennen. Auf einer 1902 gelaufenen Postkarte hingegen erkennt man bereits den heute charakteristischen Zinnenkranz des Hornturms,12 weshalb ich die Errichtung des Kranzes ins letzte Viertel des 19. Jahrhunderts setze. Der heutige Zinnenkranz geht wohl auf den 1970 beschlossen Umbau des Turms zu einer Garage zurück, bei dem neben der Errichtung eines breiten Garagentors anstelle der kleinen Tür13 „wegen Baufälligkeit der Decke und der Zinnen auch diese instand gesetzt werden“ sollten, wie es im Gemeinderatsprotokoll hieß.14

 


Hornturm mit Dach um 1870 [Quelle: Österreichische Nationalbibliothek: Bildarchiv und Grafiksammlung – Pk 657, 55, URL: https://onb.digital/result/10E9C54B, abgerufen Feber 2024].

 

Die Umgestaltung zum Aussichtsturm

 

Dass der Hornturm ausgerechnet am Ende des 19. Jahrhunderts zum Aussichtsturm umgestaltet wurde, erklärt sich aus meiner Sicht durch den touristischen Aufschwung, den Althofen durch den Anschluss an die Kronprinz-Rudolf-Bahn im Oktober 1868 erfuhr.15 Die Aussichtsplattform wurde also meiner Meinung als Touristenattraktion errichtet.

 

Dass der Hornturm gerade einen mittelalterlichen Zinnenkranz erhielt, erklärt sich meiner Meinung durch den damaligen, später so benannten Architekturstil des Historismus, bei dem bewusst Stilelemente der Vergangenheit aufgegriffen wurden.16 Was lag also bei einem mittelalterlichen Turm näher, als sich am Stil des Mittelalters anzulehnen und dem Turm einen Zinnenkranz zu geben (mithin das Symbol eines mittelalterlichen Wehrturmes in der kollektiven Wahrnehmung)17, auch wenn der Hornturm wohl nie eine einzige Zinne besessen hatte?18 Ungewöhnlich war die Umgestaltung des Turms in Althofen in der damaligen Zeit nicht. Auch der Turm beim Pilz-Haus (Salzburger Platz 2) erhielt im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts eine Plattform mit Zinnenkranz anstelle eines Daches.18

 

 

Günther Jannach (November 2024)

 

Anmerkungen

 

1: Hornturm ist heute der offizielle Name des Turmes, wie die Denkmalliste Kärnten 2023 zeigt.
2: Eigenhändige Messung im Oktober 2024.
3: Alth. Militärsachen (SAA), s. v. 1525.
4: Nach Pfeifer et al. 1993 s. v. Horn „gilt Horn auch für ‚Berg-, Felsspitze, Landvorsprung‘“.
5: In Bezug auf Ortsnamen zeige sich „einfaches Horn […] zufällig erst seit sec. 11, während Romanishorn schon sec. 8 erscheint und mehrere andere Beispiele sec. 9 folgen“, so Förstemann 1863, S. 71.
6: Nach Klagenfurter Zeitung, 10. April 1886, S. 3 führte ein Weg, gemeint ist der heutige Albertsteig, „vom Archivturm aus gegen Töscheldorf“.
7: Gemäß Bestandsgeschichte d. Alth. Marktarchiv (KLA) wurde „1918 […] das Archiv von dort [dem Hornturm] in eine Kammer des Gemeindehauses übertragen, im Februar 1925 […] nach Klagenfurt geschafft und dem Geschichtsverein für Kärnten unter Wahrung des Eigentumsrechtes der Marktgemeinde zur Aufbewahrung übergeben“.
8: Die Kärntner Zeitung 24. April 1938, S. 14 sprach vom „sogenannten Aussichtsturm in Althofen“.
9: Ioh. Vict., lib. cert. hist., III, 9. Gemäß Friedensburg 1888, S. viii wurde der Entwurf des Buches von Johann von Viktring 1341 fertiggestellt. Schon Ginhart 1927, S. 32 f. hielt den „Wehrturm an der Westseite“, also den Hornturm für einen Teil der ursprünglichen Befestigung.
10: Alth. KARg (SAA), s. v. 1609.
11: Foto Bhf. Althofen 1875 (ÖNB). Einerseits wurde laut der Zeitung Neue Freie Presse, 18. August 1867, S. 7 erst 1867 festgelegt, wo der Bahnhof in Althofen errichtet werden sollte, andererseits waren 1875 Reiners „Bilder aus Kärnten“, die diese Aufnahme des Bahnhofs Althofen enthalten, bereits bekannt, wie ein Bericht in der Klagenfurter Zeitung, 22. Jänner 1875, S. 3 zeigt, weshalb das Foto um 1870 entstanden sein sollte.
12: AK Althofen 1902 (SAA).
13: Ein Foto v. Hornturm (SAA) zeigt noch das ursprüngliche schmale Tor.
14: Gem. Prot., 9. September 1970, Pkt. 5.
15: Laut dem Centralblatt für Eisenbahnen und Dampfschifffahrt, 17. April 1869, S. 1 wurde am „19. Oktober [1868] die Strecke St. Michael – Villach“ der Kronprinz Rudolf-Bahn über Treibach eröffnet. Der Stat. Bericht über volkswirtschft. Zustände v. 1879 kam zu dem Schluss, dass in Kärnten das Gasthofwesen „seit der Zeit in größeren Aufschwung, als Kärnten durch Eisenbahnen dem Fremdenverkehr mehr aufgeschlossen worden ist“.
16: Nach Donandt 2011, S. 179 bürgerte sich „in den 20er […] zunächst in der deutschsprachigen Kunstgeschichte der Terminus Historismus ein, um eine Kunstrichtung zu bezeichnen, die sich programmatisch in die Nachfolge […] nachempfundener Stilvorbilder stellt“.
17: Alle bei Schneiter 1945 untersuchten hochmittelalterlichen Wappen aus der Schweiz, die eine Burg symbolisieren, stellten den Wehrturm mit Zinnenkranz dar. Dass sich diese Symbolik bis heute erhalten hat, zeigen aus meiner Sicht die Burgen aus Lego (Nr. 31120 u. 10305), die ja keinen echten Burgen, sondern unserem Burgenbild entsprechen, und wohl deshalb die Türme mit Zinnen darstellen.
18: Krahe 2002, S. S. 42 kam in seiner Untersuchung von Wehrtürmen zu dem Schluss, dass es „verschiedene Möglichkeiten“ für die Dachausführung gab: vom Zeltdach über das Pultdach bis hin zur „offene[n] Plattform“ mit und ohne Zinnen. Deshalb würde ich aus dem 1609 bezeugten Dach des Hornturms (Alth. KARg (SAA), s. v. 1609) eher rückschließen wollen, dass der Turm immer ein Dach hatte, als dass er zunächst einen Zinnenkranz und anschließend ein Dach gehabt hätte.
19: Das Foto Bhf. Althofen 1875 (ÖNB) zeigt den Turm Salzburger Platz 2 noch mit Dach, auf der AK Althofen 1902 (SAA) ist bereits der heutige Zinnenkranz zu sehen.

 

Quellen und Literatur

 

AK Althofen 1902 (SAA) = Ansichtskarte Althofen (Verlag Bogensberger), gel. 1. August 1902. In: Stadtarchiv Althofen: Fotoalbum Ansichtskarten Althofen und Umgebung.
Alth. Militärsachen (SAA) = Amberger, E.: Regesten zu Militärsachen Althofens (Kärntner Landesarchiv: Markt Althofen – Militärsachen, fasc. 32). In: Stadtarchiv Althofen: Mappe Nr. 9.
Alth. KARg (SAA) = Amberger, E.: Regesten zu den Kammeramtsrechnungen Althofens (Kärntner Landesarchiv: Markt Althofen). In: Stadtarchiv Althofen: Mappe Nr. 1.
Bestandsgeschichte d. Alth. Marktarchiv (KLA) = Kärntner Landesarchiv: Bestandsgeschichte Marktarchiv Althofen (AT-KLA 86), URL: https://landesarchiv.ktn.gv.at/klais/objekt.jsp?id=25141, abgerufen Oktober 2024.
Centralblatt für Eisenbahnen und Dampfschifffahrt = Centralblatt für Eisenbahnen und Dampfschifffahrt in Oesterreich, Wien 1862 – 1877.
Denkmalliste Kärnten 2023 = Datensatz Denkmalliste Kärnten. In: Daten für alle (www.data.gv.at), URL: https://www.data.gv.at/katalog/de/dataset/denkmalliste-karntenxlsx, abgerufen August 2023.
Donandt 2011 = Donandt, R.: Historismus. In: Pfisterer, U. (Hg.): Metzler Lexikon Kunstwissenschaft, Berlin 2011, S. 179 – 183.
Förstemann 1863 = Förstemann, E.: Die deutschen Ortsnamen, Nordhausen 1863.
Foto Bhf. Althofen 1875 (ÖNB) = Reiner, J.: Bahnhof Treibach-Althofen. In: Reiner, J.: Sr. Kais. Hoheit Kronprinz Rudolf – Bilder aus Kaernten, um 1875 = Österreichische Nationalbibliothek: Bildarchiv und Grafiksammlung – Pk 657, 55 = Österreichische Nationalbibliothek Digital, URL: https://onb.digital/result/10E9C54B, abgerufen Feber 2024.
Foto v. Hornturm (SAA) = Foto vom Hornturm. In: Stadtarchiv Althofen: Dig. Slg. R. Pichler, Ser. H. Auer, 0055.jpg.
Gem. Prot. = Stadtgemeinde Althofen: Gemeinderatsprotokolle der Gemeinde Althofen, Althofen 1954 ff.
Ginhart 1927 = Ginhart, K.: Die Bau- und Kunstdenkmäler Althofens. In: Kernast, K.: Der Markt Althofen in Kärnten, Althofen 1927, S. 31 – 45.
Kärntner Zeitung = Kärntner Zeitung – Verlag St. Josefs-Verein, Klagenfurt 1894 – 1905.
Klagenfurter Zeitung = Klagenfurter Zeitung, Klagenfurt 1784 – 1951.
Krahe 2002 = Krahe, F.: Burgen und Wohntürme des deutschen Mittelalters, Bd. 1, Stuttgart 2002.
Neue Freie Presse = Neue Freie Presse, Wien 1864 – 1939.
Pfeifer et al. 1993 = Pfeifer. W. et al.: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen, Berlin 1993.
Schneiter 1945 = Schneiter, E.: Die Burg in der Heraldik. In: Nachrichten des Schweizerischen Burgenvereins, H. 1., Zürich 1945, S. 209 – 211.
Stat. Bericht über volkswirtschft. Zustände v. 1879 = Handels- und Gewerbekammer zu Klagenfurt (Hg.): Statistischer Bericht über die volkswirthschaftlichen Zustände Kärntens in den Jahren 1871 – 1878, Klagenfurt 1879.

Buchveröffentlichung

 

Im Oktober 2023 veröffentlichten wir unsere ersten zwölf Blogs als 62 Seiten starkes Buch „Matucaium – Beiträge des Stadtarchivs Althofen zur Geschichte Althofens“ beim Verlag Ploder, erhältich um 20 Euro bei Buch-Papier-Basteln-Spielwaren Schöffmann in der Kreuzstraße 24, 9330 Althofen oder bei Günther Jannach unter gjannach@edu.aau.at.

Buchreihe Matucaium

Gnomenbrunnen am Salzburger Platz

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Zusätzlich betreibt das Stadtarchiv Althofen Forschungen zur Geschichte der Gemeinde und steht der Bevölkerung als Anlaufstelle für historische Fragen zur Verfügung.
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